SPRUNGHAFTE UND LANGSAME ÄNDERUNGEN IM BLASCHKOEFFEKT VON RW DRACONIS von JULIA BALÁZS, Budapest Im Jahre 1952 habe ich gemeinsam mit Herrn Dr. Detre eine Untersuchung über RW Draconis veröffentlicht, in welcher wir auf Grund von ungefähr 7000 Aufnahmen starke Änderungen im Blaschko-Effekt dieses Sternes festgestellt haben (Budapest Mitt. 27.[CoKon No. 27]). In Abb. 3 dieser Arbeit sind untereinander die zeitliche Oszillation der zur Hauptperiode 0.442d gehörigen Helligkeitsmaxima, die zeitliche Oszillation eines Punktes des aufsteigenden Astes (m = 11.5), und die Änderungen der maximalen Helligkeit im Laufe des 41 tägigen Blaschko-Effektes dargestellt, undzwar für die beiden Jahre 1937 und 1941. Danach besass die zeitliche Oszillation des Helligkeitsmaximums 1937 die betrachtliche totale Amplitude von 2h 17m, - dies ist mehr all Fünftel der Hauptperiode - während die Amplitude 1941 wenig mehr all eine Stunde betrug. Auch die Amplitude der Änderungen der maximalen Helligkeit war i. J. 1941 bedeutend kleiner als i. J. 1937. Die entsprechenden Amplituden des Blaschko-Effektes konnten noch in den Jahren 1942, 1944, 1945, 1950 und 1952 mit hinreichender Genauigkeit bestimmt werden. Sie wares manchmal grösser, manchmal kleiner als im Jahre 1941, erreichten aber niemals den hohen Betrag von 1937. Trotz der grossen Zahl der Aufnahmen war dal Budapester Material nicht hinreichend die Frage zu entscheiden, wann und wie these Verminderung der Amplitude des Blaschko-Effektes zwischen 1937 und 1941 stattgefunden hat. In der Hauptperiode des Sternes trat anscheinend gleich nach 1937 eine sehr schnelle wenn nicht sprunghafte Verlängerung vom Betrag 9s ein, wie Abb. 13 der genannten Arbeit dies darstellt. Aus 1938 haben wir keine Beobachtungen im aufsteigenden Aste der Lichtkurve und wir konnten damit nicht genau feststellen, wann die Abnahme der O-C Werte aufhörte. In unserer Arbeit schrieben wir folgendes: "Es ist recht bedauernswert, dass wir für 1936 und 1938, wo der Blaschko-Effekt und die Hauptperiode sich augenscheinlich rasch anderten, mit so unsicheren Daten zufrieden sein müssen. Glücklicherweise liegen in Leiden, wie den Jahresberichten der Leidener Sternwarte zu entnehmen ist, aus den Jahren 1935-38 noch unveröffentlichte Beobachtungen vor, die hoffentlich die genauere Festlegung dieser Änderungen ermöglichen werden." Herr Prof. Oort und Herr Dr. Walraven waren so liebenswürdig, dieses wertvolle Material von 1700 Aufnahmen uns zur Verfügung zu stellen. Mit der Bearbeitung des Materials bin ich seft einigen Tagen fertig und wenn auch die Interpretation der Resultate noch aussteht, scheinen min die Resultate interessant genug zu sein, um hier darüber eine Mitteilung zu machen. Die Leidener Aufnahmen wurden von Uitterdijk, Wesselink, Plaut und de Haas am 33 cm Refraktor gewonnen. Uitterdijk hat die Aufnahmen ausgemessen, sein Notizbuch ging aber mit seinem Tode verloren, so dass ich die Platten neu ausmessen musste. Oben: O-C Diagramm für RW Dra i. J. 1935-8. Punkte für das Helligkeitsmaximum, Kreise für die Helligkeit 11.5 im aufsteigenden Aste. C = J. D. 2426610.242 + 0.442895d*E Unten: Die Helligkeiten der Maxima Bei der Reduktion benutzte ich dieselben Vergleichsterne mit denselben Grössenangaben, wie bei Ausmessung der Budapester Aufnahmen. Glücklicherweise kommen drei aufsteigende Äste und Maxima in beiden Beobachtungsreihen gemeinsam vor und these zeigen, dass zwischen den Leidener und Budapester Aufnahmen nur unbedeutende systematische Abweichungen vorhanden sind. So können die beiden Beobachtungsreihen als homogen betrachtet werden. Nach meinen Resultaten war die Amplitude der Oszillationen der O-C Werte im Laufe der 41 tägigen Periode von 1935 bis 1937 sehr gross. Die Amplitude der Änderungen der maximalen Helligkeit war in demselben Zeitintervall konstant. Die Helligkeit des hellsten Maximums betrug 10.45, die des schwachsten 11.33. (s. Abb. S. 100.,) Die letzten Beobachtungen aus 1937 wurden in Mitte November angestellt und es ist ein glücklicher Umstand, dass aus 1938 schon Mitte Februar Beobachtungen vorliegen. So ist die Winterlücke diesmal nicht ganz drei Monate. Trotzdem finden wir gleich nach der Winterlücke ein völlig verändertes Bild. Die Blaschkosche Amplitude der O-C Werte ist auf die Hälfte derjenigen von 1937 gesunken und die Helligkeit der schwächsten Maxima liegt um mehr all 0.3 Grössenklassen höher wie früher. Wir haben also schon Februar 1938 nahe dasselbe Bild, wie wir es aus späteren Budapester Beobachtungen erhalten haben. In dem O-C Diagramm der Hauptperiode nehmen die von der Blaschkoschen Oszillation befreiten O-C Werte (dies sind einfach die Mittelwerte der O-C Werte aus den einzelnen Blaschkoschen Zyklen) bis Ende 1937 ab, wahrend dieselben am Anfang 1938 schon in Zunahme begriffen sind. Wir sehen also, dass die Abnahme der Amplitude des Blaschko-Effektes gleichzeitig mit der plötzlichen Umkehr der O-C Kurve der Hauptperiode stattgefunden hat. Neben der starken Umkehr am Ende 1937 weist das O-C Diagramm von RW Draconis seit 1938 zwei Wellen auf. Neben der schon publizierten Budapester Beobachtungen standen min etwa 2000 Aufnahmen aus 1953 und 1955 und einige photoelektrische Beobachtungen aus 1956 zur Verfügung. Diese zeigen, dass die Amplitude der zeitlichen Oszillation des aufsteigenden Astes im Laufe der 41 tägigen Periode synchron mit diesen Wellen sich ändert. Undzwar nimmt die Amplitude des Blaschko-Effektes zu, wenn die O-C Werte abnehmen, und umgekehrt. Somit habe ich gezeigt, dass die Änderungen der Hauptperiode mit Änderungen der Amplitude des Blaschko-Effektes gekoppelt sind. Wahrscheinlich ist dieses Resultat nicht allein für die Erklärung des Blaschko-Effektes, sondern auch für die richtige Interpretation der O-C Diagramme der RR Lyrae-Veränderlichen von Bedeutung.